Mittwoch, 12. September 2012

Alma im Post- und Telegrafenamt

Spät aber doch habe ich mir Paulus Mankers preisgekrönte Inszenierung von Alma Mahler angesehen, war jahrelang nicht sicher, ob diese Theaterform etwas für mich ist. Heuer war ich also erstmals beim Spektakel live dabei. Als nach der Eröffnungsszene im letzten Stock (direkt unterm Dach im Hochsommer ... alle hitzeempfindlichen und kreislaufschwachen Menschen seien an dieser Stelle gewarnt!) alle Darsteller auseinanderstoben, war ich ein wenig überfordert, welcher Menschengruppe ich nun folgen sollte. Geschätzte 150 Menschen wutzeln sich durch die Gänge und versuchen, ganz vorne bei der jeweiligen Szene einen Platz zu finden. Ich, von Haus aus nicht gerade ein Fan von Massenaufläufen, war überfordert und recht bald genervt. Hätte mir gewünscht, zumindest einen Übersichtsplan zu Beginn in die Hand gedrückt zu bekommen. Aber das sind meine persönlichen Befindlichkeiten, denn die Idee an sich ist grandios, die Schauspieler großteils auch, und wenn bei der Beerdigungsszene ein Leichenwagen mitten in der Nacht durch die menschenleere Wipplingerstraße gezogen wird, ist Gänsehaut garantiert. Dass oft und gerne Ereignisse in Almas Biografie sehr lautstark interpretiert werden, ist nicht mein Geschmack, aber sicher der von Herrn Manker, dass viel nackte Haut zur Schau gestellt wird, ebenso. Dass sich in einer Szene aber ein Darsteller vor aller Augen seinen Penis streichelt, ist keine Geschmacksache, sondern Effekthascherei, genauso wie die Schlussszene, in der der Regisseur nicht mehr "Alma", sondern sich selbst inszeniert. Wirklich beeindruckt hat mich die Ausstattung: Hut ab vor jenen Menschen, die mit solcher Liebe zum Detail Küche, Badezimmer, Lazarett usw. eingerichtet und bestückt haben. PERFEKT!

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